Donnerstag, 2. Juni 2011

8 - Die Lautsprecherständer

(Vorherige Kapitel: Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5aKapitel 5bKapitel 5cKapitel 6, Kapitel 7)


Wie schon angedeutet in Kapitel 6 (der Übersicht über die einzelnen zu schaffenden Elemente): Wer sich mit den Lautsprecherständern nicht respektvoll genug widmet, fällt früher oder später schnell fürchterlich auf die Nase.


Man macht und tut und hat nach wahrscheinlich wochenlanger Knochen- und Detailarbeit einen wunderschön klingenden Raum entstehen lassen, aber das verbleibende Direktsignal der Lautsprecher ist völlig "defekt". Woran liegt das?

Eigentlich ganz einfach: So ein Lautsprecherständer kann dem Grunde nach gebaut sein wie er will, solange er die folgenden wichtigen Punkte erfüllt:

  • Masse, Masse und nochmal Masse! Je schwerer so ein Teil ist, desto besser. Stichwort: Vermeidung von Eigenschwingungen.
  • Plattenstärke: Viele Menschen verwenden für "Studiobauten" (oder das, was sie so nennen) aus Kostengründen MDF-Platte, meist in 1,6 cm Stärke. Hier ist die Gefahr, dass Resonanzen trotz hoher Gesamtmasse des gebauten Körpers von den Seitenplatten aus entstehen, groß. Man greife lieber zur weitaus teureren, aber effektiveren Multiplexplatte mit mindestens 2,4 cm Stärke. Die ist erstens schöner (im fertigen Studio kann  die gesamte Holzoptik darauf basieren, wenn man mag) und zweitens so massiv, dass sie nicht schwingen kann. Dieser Umstand wird von der Querverleimung der einzelnen Furnierschichten dieser Platten noch unterstützt. Also gilt auch hier das Stichwort: Vermeidung von Eigenschwingungen!
  • Kantenlängen und -formen: Wer die Kantenlängen des Lautsprecherständers kleiner als dessen Grundfläche baut, braucht sich nicht zu wundern, wenn das Direktsignal des Lautsprechers von Verwirbelungen an den Übergängen zur Standfläche des Lautsprechers auf den Ständer ungünstig beeinflusst wird. Genauso gilt dies umgekehrt, wenn die Standfläche des LS-Ständers ein wenig größer ist als der LS selbst. Alles zu vermeiden und ganz leicht vermeidbar: Man setze die Grundfläche des LS einfach als Maß für den Lautsprecherständer, fertig ist die Laube. Wer es dann noch "ganz toll" machen will (auch optisch) fügt dem Ganzen mithilfe einer Oberfräse eine runde Kante zu, die weitaus bessere Strömungseigenschaften hat als eine harte, gerade Kante.
  • Die Gesamthöhe ist wichtig! Der Hochtöner des Lautsprechers muss sich exakt auf Ohrhöhe des Toningenieurs am Arbeitsplatz befinden! In diesem Fall (aber auch nur hier!) ergibt sich eine Ständerhöhe von exakt 92,5 cm.
  • Hohlräume innerhalb des LS-Ständers sind eine Todsünde!
Die o.g. Punkte klingen vollkommen banal, sind sie aber wirklich nicht. Wenn man sie beachtet, schafft man ein hörbar besseres Abstrahlverhalten des Direktschalls aus den Lautsprechern. Es ergibt sich ein weitaus besseres Stereoimage und scheinbar stabilere Höhen sind die Folge, die bei schlechterer Bauweise ein wenig "schwabbeliger" klingen würden. Man hilft mit diesen Maßnahmen also dem Lautsprecher, so zu klingen wie er wirklich ist.

Nun mal zur Bauweise dieser Lautsprecherständer:

Sie bestehen - wie eigentlich fast alle Holzteile, die in diesem Blog - aus 2,4 cm dicker Birke-Multiplexplatte. Folgende Elemente sind notwendig: eine quadratische Bodenplatte (hier: 30 x 30 cm), Seitenteile mit einer aufliegenden Kopfplatte in den Lautsprechermaßen (hier: 23 x 30 cm) und - last but not least - einer nicht sichtbaren innenliegenden Trennwand. Insgesamt (zusammen mit der Boden- und der Kopfplatte) hat das Teil eine Höhe von exakt 92,5 cm. Das ist sozusagen "maßgeschneidert", denn nur durch die Bauweise der Lautsprecher ergibt sich eine optimale Bauhöhe. Die Hochtöner müssen sich wie gesagt ganz exakt auf Ohrhöhe am Arbeitsplatz befinden.

Die Ständer sind an sich ganz leicht zu bauen: Man setzt zunächst die Seitenteile aneinander (entsprechend der Optik der späteren Absorber nehme ich die kleinere Frontplatte zwischen die Seitenteile, so dass sich die Breite der Frontplatte mit den Dicken der Seiten auf die Gesamtbreite von 23 cm addiert. Oben kommt die Kopfplatte drauf, das Ganze wird auf die Bodenplatte gestellt und verleimt / verschraubt. Die Kanten werden mit einer Oberfräse rund getrimmt, das Ganze wird dann noch geschliffen und lackiert (wieder drei Mal und nicht das Anrauhen vergessen nach dem ersten Lackiervorgang!), fertig...

Fertig? Leider nein...Wir müssen, bevor wir das alles zusammen leimen und schrauben, noch die Trennwand berücksichtigen! Diese hat die Funktion, den Lautsprecherständer genau in der Mitte innen zu halbieren. Warum das Ganze? Einfach nur, um die Maßnahmen gegen die Eigenschwingungen verbauen zu können. Der untere Teil des Lautsprecherständers wird mit Dämmmaterial ausgefüllt (es reicht hier Standarddämmwolle z.B. vom Typ "Akustik TP1" der Firma Isover), während der OBERE Teil des Ständers aber später mit Quartzsand ausgefüllt wird. Um das zu trennen (und leider muss der Sand wirklich nach oben!) müssen wir die Trennwand sehr stabil gestalten (es reicht eine ca. 1 cm dicke Spanplatte) und diese fest verbauen. Da man von außen möglichst wenig Schrauben sehen soll, liegt die Trennwand innen auf Leisten (10 x 10 mm Kiefer reichen vollkommen aus), die an den Seitenteilen verleimt und vernagelt werden. Natürlich "liegt" die Platte dort nicht einfach herum, sondern wird wiederum fest verklebt. Damit der Sand nicht in den nächsten Jahren langsam nach unten rieselt, muss die Kante noch mit einer dicken Leimfuge verklebt werden. Bauen Sie die Halteleisten vorher ein!!!! Später, wenn die Seitenteile schon stehen, ist es fast unmöglich, die Halteleisten gerade einzubauen. Die Trennwand wird in die sich aus der Rückplatte und den beiden Seitenteilen ergebenden U-Form eingesetzt, bevor man die Frontplatte anbaut. Sie wird lediglich (natürlich mit viel Leim versehen) auf die Halteleisten geschoben.

Nachdem die Konstruktion zusammen gesetzt, verschraubt und getrocknet wurde, nicht vergessen, den unteren Teil des Ständers mit "Akustik TP1" von Isover auszufüllen (Dicke egal, Hauptsache es gibt keine Hohlräume mehr, aber wiederum auch nicht stopfen, dann verliert die Dämmwolle ihre Wirkung!). Ganz zum Schluss (bevor die Kopfplatte montiert wird, muss der Quartzsand noch in den oberen Teil des Ständers. Alles bitte bis zum Rand auffüllen!!! Wenn hier wieder Hohlräume entstehen, war alles für die Katz'.

Ein Hinweis noch: Der Ständer wird in dieser Bauweise wirklich sehr, sehr schwer. Es ging ja um Masse, nicht wahr? Den Punkt haben wir definitiv erfüllt :-) Lassen Sie den Quartzsand solange draußen, bis Sie die Teile später im Raum an der richtigen Stelle stehen haben im richtigen Winkel! Nachjustierungen sind nur schwer zu realisieren, wenn sich der Sand im Ständer befindet!

Wenn das alles geschafft ist, ist der Ständer fertig. Zur Belohnung wieder ein paar Bilder...

Eines der Teile des LS-Ständers (hier: die Rückplatte) mit der aufgeklebten und vernagelten Halteleiste für die Trennwand. Achtung! Nicht vergessen, dass die Halteleisten "ineinander greifen" müssen. Daher an den Seiten die kurze Aussparung.

So sieht das gute Stück zusammengeleimt (und von außen verschraubt) aus mit den schön zu sehenden umlaufenden Halteleisten für die Trennwand. Die Spanplatte in der Mitte ist genau diese Trennwand.
Nochmal das Ganze von oben, sozusagen aus Sicht des Sandes. Hier fehlt noch die Leimfuge an den Seiten.
Hier die Stoßkanten des Lautsprecherständers (etwas zu stark belichtet, sorry). Schön zu sehen: Die Verschraubung ist wichtig, damit der Ständer sein eigenes Gewicht später problemlos halten kann. Mit dem Sand zusammen wird das Teil mörderschwer!
So sieht das Ganze aus auf der Bodenplatte (die wiederum von unten hier nicht sichtbar verschraubt und verleimt ist).

Hier der ganze Lautsprecherständer wie er fertig (aber noch nicht lackiert) aussieht.

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